Craniosacrale Osteopathie
Die Osteopathie ist eine komplementärmedizinische integrative Behandlungsmethode, die ursprünglich aus den USA stammt, zum Teil wohl auch fernöstliche Einflüsse hat und heute mit unterschiedlichen Ausprägungen in der ganzen Welt gelehrt und praktiziert wird. Schematisch kann man der Osteopathie drei Säulen zuordnen.
Parietale Osteopathie: Hier geht es vordergründig um Bindegewebe, Muskulatur und Gelenke.
Viszerale Osteopathie: Hier geht es vordergründig um die inneren Organe und deren Halteapparate.
Craniosacrale Osteopathie: Hier geht es vordergründig um Rhytmen, das vegetative Nervensystem und physiologische biodynamische Prozesse.
Die craniosacrale Osteopathie wird von manchen Schulen auch gerne als craniosacrale Therapie bezeichnet. Die Schreibweise kraniosakral ist ebenfalls zulässig.
Was bedeutet die craniosacrale Osteopathie für Patienten und Therapeuten?
Sie ist die sanfte und tiefgehende Form der Körpertherapie zum Ausgleich von Gewebespannungen und Ungleichgewichten zwischen knöchernen Strukturen oder zur Behandlung von organischen Störungen. Der Name Craniosacrale Therapie (Osteopathie) rührt aus der Beobachtung, dass es eine rhythmische Bewegung der Hirn-Rückenmarkflüssigkeit zwischen Kopf und Kreuzbein geben soll. (Cranio = Schädel, beziehungsweise der Kopf und Sacral = Kreuzbein).
Entdeckt wurde dieser Rhythmus von Dr. William Garner Sutherland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dr. William Garner Sutherland, der bereits auf dem Gebiet der anderen Säulen der Osteopathie Pionierarbeit leistete, beobachtete, dass die Schädelknochen des Menschen zueinander beweglich seien, und erspürte dabei mit seinen Händen physiologische rhythmische Bewegungen neben dem normalen Körperpuls. Diese gezeitenartigen Bewegungen sollen durch die Hirn-Rückmarkflüssigkeit (Liquor) ausgelöst werden, deren rhythmische Bewegungen auf die Knochen– und Gewebsstrukturen des Körpers einwirken sollen. Heute denken wir über weitere neurophysiologische Mechanismen nach, die hier wohl mitwirken. Er entwickelte die kraniale Osteopathie, die später von Dr. John E. Upledger und anderen Osteopathen zur Craniosacralen Osteopathie, gerne auch craniosacrale Therapie genannt, weiterentwickelt wurde.
Heute ist die Craniosacrale Therapie als eigenständige ganzheitliche Körpertherapie eine Säule in der Osteopathie. Über gezielte Handhaltungen, die denen der anderen Osteopathie-Säulen ähneln, erspürt der Therapeut mit sanftem Handkontakt den Cranio-Rhythmus im Körper des Patienten. Dabei arbeitet er sanfter als die parietal und viszeral arbeitenden Osteopathen, aber nach den gleichen Prinzipien. Im Übrigen, gut ausgebildete Osteopathen beherrschen alle Säulen der Osteopathie und wenden diese auch an. Und der Therapeut versucht, den "Cranio-Rhytmus" zu harmonisieren beziehungsweise Spannungen in Gewebestrukturen abzubauen oder strukturelle Ungleichgewichte zu mindern oder wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Durch eine respektvolle sprachliche Begleitung geht der Therapeut achtsam auf die (Selbst-)Wahrnehmungen des Patienten ein. So wird nach unseren Vorstellungen bei dieser Therapieform auch Raum für mögliche innere und emotionale Prozesse gegeben.
Hier sollte noch erwähnt werden, dass alle drei Säulen der Osteopathie exzellente Kenntnisse der Anatomie und Physiologie des Körpers verlangen. Gerade bei der craniosacralen Arbeit ist das besonders wichtig. Nur dann kann man das komplexe Zusammenspiel der Strukturen verstehen und beeinflussen. Aus unserer Sicht bedeutsamer als bei jeder anderen manuellen Therapie.
Einige pathophysiologischen Vorstellungen werden von der Schulmedizin ganz heftig angezweifelt, wobei sich gerade in den angelsächsischen Ländern ein gewisser Konsens anbahnt. Die Basis ist aber immer die schulmedizinische Anatomie und Physiologie. Einige physiologische Phänomene werden aber in der Osteopathie anders interpretiert. Die entscheidende Frage ist jedoch, wem nützt diese Methode und was kann ich damit erreichen. Wir sagen, sehr viel und vor allem viel mehr, als wir das hier kurz skizzieren. Fragen Sie uns bitte immer wieder.
Die craniosacrale Behandlung
Im Rahmen einer Erstbehandlung erfolgt vor Beginn der Behandlung ein ausführliches Anamnesegespräch. In den Folgesitzungen sind die Gespräche zwischen Patient und Therapeut dann kürzer und beinhalten in der Regel Rückmeldungen zu etwaigen körperlichen Veränderungen nach der erfolgten Behandlung und zu aktuellen körperlichen und emotionalen Veränderungsprozessen.
Die Patienten befinden sich während der Dauer der Behandlung – bequem bekleidet – meistens in einer entspannten Rückenlage – auf einer Therapieliege. Möglich sind aber auch je nach Behandlungsansatz Behandlungssequenzen in sitzender Position, in seitlicher Rückenlage oder in Bauchlage.
Eine Sitzung dauert in der Regel ca. 60 bis 75 Minuten inklusive Gespräch (bei Kindern und Säuglingen kürzer). Die Craniosacrale Therapie kann aber auch sehr gut in andere manuelle Therapieformen integriert bzw. mit anderen manuellen Therapien kombiniert werden, so dass auch kürzere Behandlungssequenzen durchaus sinnvoll sein können. Auch und besonders mit der Ausübung der anderen osteopathischen Methoden. Ein gut ausgebildeter Craniosacraltherapeut arbeitet immer ganzheitlich osteopathisch. Er wird sich der anderen osteopathischen Methoden immer dann bedienen, wenn es aufgrund des Krankheitsbildes opportun erscheint.
Angewendet werden kann die Craniosacrale Therapie bei Menschen jeden Alters, in unserer Praxis z.B. zur Schmerzbewältigung bei Migräne, Gelenk-, Muskel-, Kopf- und Rückenschmerzen. Darüber hinaus auch zur Erholung und tiefen Regeneration bei Stress und Erschöpfung, bei Ohrgeräuschen (Tinnitus) sowie zur Behandlung von psychosomatischen Beschwerden. Bei bestimmten schweren Erkrankungen und in speziellen Situationen sollte die Craniosacrale Therapie nicht oder nur mit besonderer Erfahrung angewandt werden. Nicht angewendet werden darf die Craniosacrale Therapie zum Beispiel bei akuten Hirnblutungen, bei Tumoren im Kopf oder bei anderen Verletzungen und Krankheiten. Informationen dazu erhalten die Patienten im persönlichen (Anamnese-)Gespräch.
An dieser Stelle sei nochmals genannt, dass wir individuell auch noch die anderen osteopathischen Methoden, vor allem die parietale und viszerale Osteopathie beherrschen und gerne auch anbieten, wenn sich das nach sorgfältiger Anamnese und Diagnostik in Ihrem Fall anbietet. Wir sind ja auch keine reinen Osteopathen, die mit dieser Methode jegliches Beschwerde Bild behandeln, sondern spielen die Klaviatur der rationalen Naturheilkunde und Alternativmedizin! Das ist uns sehr wichtig, denn davon profitieren Sie als Patient, erst die souveräne Methodenkombination bringt oft den therapeutischen Durchbruch.
Die Craniosacrale Therapie ist wie die gesamte Osteopathie eine komplementärmedizinische Methode der Osteopathie, die nicht durch ausreichende valide naturwissenschaftliche Studien in Bezug auf Wirkung und Wirksamkeit bewiesen ist. Wir beziehen uns auf die Entwickler und die Beobachtungen einzelner Therapeuten.
Anwender: Christina Krauße